Stellungnahme eines ehemaligen Schülers Sri Chinmoys, von Jörg Marten
Stellungnahme eines ehemaligen Schülers Sri Chinmoys zu Vorwürfen gegen dessen Meditationsweg
Auslöser für meine Stellungnahme ist ein Artikel des Hamburger Abendblatts vom 04.08.2005, in dem die ehemalige Schülerin Anna Menge mit der Behauptung zitiert wird, neue Schüler Sri Chinmoys müssten „Unsummen in Sri Chinmoy investieren", sobald sie einmal der Gruppe angehörten. Weil diese Behauptung in keiner Weise den Tatsachen entspricht, habe ich mich sehr darüber geärgert. Sowohl die Schülerschaft als auch sämtliche Vorträge, Konzerte und Seminare von Sri Chinmoy und seinen Schülern sind kostenlos. Ich bin immerhin 12 Jahre völlig unentgeltlich persönlicher Schüler Sri Chinmoys gewesen und weder von Sri Chinmoy selbst noch von anderen Mitgliedern der Gemeinschaft jemals zu Geldzahlungen gedrängt worden.
Dass die von Sri Chinmoy angebotenen bzw. in seinem Namen durchgeführten Veranstaltungen kostenlos sind, geschieht nicht - wie immer wieder behauptet wird - in der Absicht, Leute anzulocken, sondern ist die konsequente Umsetzung der Überzeugung, dass man für spirituelle Unterweisungen kein Geld verlangen sollte. Denn nach Sri Chinmoys Weltsicht gibt es letztlich nur einen wirklichen Lehrer in diesen Angelegenheiten, nämlich die jedem Menschen innewohnende göttliche Stimme, der alle spirituelle Anleitung entstammt und die naturgemäß unentgeltlich ist.
Auch den vielfach erhobenen Vorwurf, die Bindung der Schüler an Sri Chinmoy sei zu eng und seine Schüler würden hierdurch unmündig, kann ich nicht bestätigen. Schließlich geht es bei Sri Chinmoys Meditationsweg gerade darum, Freiheit und persönliche Reife zu erlangen. Meditation ist eine Form der Selbstbesinnung, der Besinnung aufs eigene Selbst. Wie kann dies in die Unmündigkeit führen? An mir selbst habe ich jedenfalls nicht wahrnehmen können, in eine wie auch immer geartete Abhängigkeit von meinem Lehrer geraten und dadurch unselbständig geworden zu sein. Auch während meiner Zeit als Schüler habe ich ein ganz „normales“ Leben geführt, habe studiert, bin einer regelmäßigen Arbeit nachgegangen, habe engen Kontakt zu meiner Familie und zu Freunden gehabt, meine Hobbys gepflegt und auch außerhalb der Sri Chinmoy-Gemeinschaft an vielen gesellschaftlichen Aktivitäten teilgenommen.
Vor einem halben Jahr habe ich die Gruppe der Sri Chinmoy-Schüler verlassen, weil ich erkannte, dass sich einige Wünsche, die ich für mein Leben habe, nicht mit dem Lebensstil vereinbaren lassen, zu dem Sri Chinmoy seinen Schülern rät. Der Fortgang aus der Gruppe gestaltete sich völlig unproblematisch. Zu einigen Schülern habe ich auch jetzt noch Kontakt, bin dabei jedoch bislang nicht dazu angehalten worden, wieder in die Gemeinschaft zurückzukehren. An meine Zeit als Sri Chinmoy-Schüler denke ich gern zurück, wobei ich zugestehen muss, dass eine ganz spezielle Art der „Abhängigkeit“ noch fortwirkt: nämlich eine tiefe Dankbarkeit gegenüber Sri Chinmoy für seine kostenlose und doch so kostbare uneigennützige spirituelle Hilfe.
Jörg Marten