Dank der liebevollen Anleitung von Sri Chinmoy, von Visuddhi aus Linz
Ich bin im November 1962 geboren und wuchs in einer sehr christlichen Familie auf. Als Kind verbrachte ich sehr viel Zeit mit Beten. Ich betete abends bei Kerzenschein mit meiner Großmutter den Rosenkranz. Ich betete den Rosenkranz auch täglich auf dem Weg zur Schule. Natürlich ging ich auch gerne zur Kirche, verbrachte 8 Jahre in einer Klosterschule und lernte auch meinen Mann in der Kirche kennen.
Ich hatte als Kind ein Gelübde abgelegt, als ich mein Pferd in Lebensgefahr glaubte, mein Leben Gott zu weihen und ins Kloster zu gehen, sollte mein Pferd überleben, was es auch tat. Oft hatte ich mir gewünscht, 2000 Jahre früher gelebt zu haben, so hätte ich mit Jesus zusammen sein können. Aber da waren noch die Pferde. Eine amerikanische Pferdetrainerin eröffnete mir den Weg zur Spiritualität. So tauchte mein Mann und ich ein in das weite Feld der Esoterik und besuchten viele Seminare und Selbsterfahrungs-Workshops. Eine Cousine von mir beschäftigte sich auch intensiv mit Yoga und Meditation. Sie erzählte uns von einem Friedenskonzert, das ihr Meister Sri Chinmoy in Mailand geben würde. Da wir gerade geheiratet hatten, beschlossen wir, eine kleine Hochzeitsreise nach Italien zu unternehmen und den spirituellen Meister zu sehen. Das Konzert wurde in einer riesigen Zelthalle veranstaltet, die nicht allzu wasserdicht war. Ein enormer Wolkenbruch entlud sich über uns und es war feucht und sehr kalt. Die Leute kamen und gingen, ich konnte nicht gut meditieren.
Anschließend konnte man noch privat mit Sri Chinmoy meditieren. Mein Mann nützte die Chance, ich war zu unentschlossen. Als ich mich dann endlich entschlossen hatte, wurde die Reihe kurz vor mir geschlossen. Sri Chinmoy hatte die Meditation beendet, ich war enttäuscht. Meine Cousine lud uns noch ein, am nächsten Morgen zum Flughafen zu kommen, um den Meister zu verabschieden.
Wir bahnten uns den Weg durch die Menge ganz nach vorne, wo Sri Chinmoy saß. Ich schaute und tauchte in sein Gesicht, es war so voller Licht und Liebe. Noch nie hatte ich ein so schönes Gesicht so voller Liebe gesehen. Tränen schossen in meine Augen und hörten nicht mehr auf zu fließen, mein Herz war in Aufruhr. Endlich, mein Meister hatte mich gefunden. Er wirkte so liebevoll und sehr bescheiden. Er befragte seine italienischen Schüler nach ihren Namen und Berufen. Zu schnell verging die Zeit, bis er schließlich hinter der Menge in der Tür verschwunden war. Zurück in Wien meldete ich mich gleich zu einem Meditationskurs bei seinen Schülern an und bald nahm mich Sri Chinmoy als seine Meditationsschülerin an.
Eine Pferdegeschichte
In dem Jahr, als ich Schülerin von Sri Chinmoy wurde, fanden mein Mann und ich einen wunderschönen, idyllisch gelegenen Pferdehof für unsere kleine Pferdeherde. Wir waren überglücklich und voller Enthusiasmus. Aus der ganzen Welt pachteten wir Hengste an, um unser Zuchtangbot an die obersten Richtlinien der Zucht anzupassen und internationale Blutlinien anbieten zu können. So brachte auch eine Züchterin aus der Umgebung ihre Stute zum Decken. Die Stute hatte ein 3 Wochen altes Fohlen bei sich.
Die Stuten wurden vor dem Decken immer vom Tierarzt untersucht, ob sie auch gesund und deckbereit wären. So auch diese Stute. Nach der Untersuchung blutete sie leicht und zeigte Schmerzen in der Bauchgegend. Der Tierarzt meinte, dass die Stute vielleicht bei der Untersuchung eine innere Verletzung erlitten bzw. Hämorrhoiden hätte, und er dies nicht behandeln könne. Wir sollten einfach abwarten. Wir hatten schon von Fällen gehört, wo Stuten an diesen Verletzungen verendet sind, da diese nicht klinisch behandelt werden können. So hofften wir, dass er recht hatte, und es nichts Ernstes wäre.
Einige Stunden nach der Untersuchung fand ich sie flach in ihrer Box ausgestreckt daliegen, was für erwachsene Pferde äußerst ungewöhnlich und sehr bedenklich ist. Sie knirschte mit den Zähnen vor Schmerzen und überdrehte ihre Augen. Das waren die schlimmsten Anzeichen. Ihr kleines Fohlen stand über sie gebeugt und berührte sie mit ihrem kleinen Mäulchen. Für mich ein Bild des Schreckens. Es sah so aus, als wäre ihre letzte Stunde gekommen. Der Tierarzt war gerade auf einer Faschingsparty und war nicht sehr begeistert, dass jetzt sein Einsatz gefordert war. Ich wusste auch, dass eine Verletzung der Darmwand durch die erste Untersuchung den Tod für die Stute bedeuten könnte. Ich war so verzweifelt. Wie sollte ich der Besitzerin das sagen. Für sie war die Stute ihr ein und alles und sie hatte mir ihre Stute persönlich ans Herz gelegt. Diese Stute war ihre ganze Freude und ihr Stolz.
Ich konnte den Anblick des leidenden Pferdes nicht mehr länger ertragen und lief in tiefer Aufgewühltheit mehrmals um den Hof. Ich konnte und wollte diesen Tod nicht akzeptieren. Ich begann inbrünstig zu Gott zu beten. Mir war, als würde Gott mich auslachen. Es gab keinen Grund zur Verzweiflung - nur der ewige Kreislauf von Geburt und Tod spielte sich ab. Diese unpersönliche, abgerückte Antwort konnte ich so nicht akzeptieren.
So wandte ich mich an meinen Meditationsmeister Sri Chinmoy. Ich setzte mich an meinen Meditationsplatz, wo ich immer meditierte und schrie innerlich aus vollen Leibeskräften um Hilfe. Nach 15 Minuten beruhigte ich mich und spürte inneren Frieden. Da ging ich wieder in den Stall, um nach der Stute zu sehen. Sie stand mit ihrem Fohlen in der Box, ganz ruhig, ohne das geringste Anzeichen von Schmerzen. Ich war bis ins Innerste berührt und weinte Tränen der Dankbarkeit. Was auch immer passiert war, ich fühlte mein Meister Sri Chinmoy hatte mich nicht im Stich gelassen und rettete die Stute.
Ich wusste nun aus eigener Erfahrung, dass mein Meister aus seinem unendlichen Mitleid und seiner Liebe heraus uns Schülern nicht nur innerlich, sondern auch auf der äußeren Ebene hundertprozentige Hilfe und Schutz gewährt. Mit den Jahren lernte ich den Tod annehmen und den Übergang der Seele liebevoll und mit Andacht zu zelebrieren.
Ich spürte immer, wie der göttliche Segen über uns gespannt war, wie ein Regenschirm. Wir waren in der Pferdezucht sehr erfolgreich, gewannen über 60 Championtitel, wurden Europachampion und All Nations Cup Champion. Die schönsten Träume meiner Kindheit - was zumindestens die Pferde angeht - wurden vollkommen erfüllt und noch übertroffen.
Durch meinen spirituellen Weg lernte ich in meiner Mitte zu bleiben und so die Wellen und Stürme des äußeren Lebens gelassener zu nehmen. Ich bekam Antworten auf alle meine unzähligen Fragen. So wandelten sich mein Weltschmerz und meine tiefe Traurigkeit nun in freudige Annahme des Lebens und in ein fröhliches, vertrauensvolles Gemüt. Ich entwickelte die Gabe, mein innerstes Wesen, meine Seele zu spüren und auf sie als meine göttliche Quelle zu hören. Das alles habe ich der Anteilnahme, der Führung und der liebevollen Anleitung meines spirituellen Lehrers Sri Chinmoy zu verdanken.
Visuddhi
Linz, 20.7.2009